Guten Abend liebe Booster!
Ich melde mich gerne bei euch mit einem Zwischenbericht.
Ich habe mich gestern für euch an die Nähmaschine gesetzt. Einige von euch wissen, dass ich früher unter dem Namen Olilias Baby Carriers Tragehilfen genäht habe. Die Firma habe ich in der Zwischenzeit weiterverkauft, aber sie existiert nach wie vor. Und ja, mein Nähmaschinenfuss hat wieder gezuckt und darum habe ich mit dem ersten Stück einer Kollektion angefangen. Diese soll es später auch im Sticki Kaffee geben. Irgendwie war das ja immer so ein Traum von mir: ich wollte gerne ein kleines Lokal in Ortigia (historischer Stadtteil von Siracusa), wo ich einfach das mache, was ich liebe: gutes Essen, Handwerkskunst, ein grosses Gestell voller Bücher, die ich liebe und jeder der vorbeikommt, geht als Freund oder Freundin wieder heraus. Nun mache ich es halt in Turbenthal und irgendwann werde ich mir meinen Traum sicher noch erfüllen: auf Sizilien zu leben.
Ich zitiere gerne aus meinem Buch, dass ich am Schreiben bin, warum es genau diese Insel ist, die es mir so angetan hat:
«Doch mit den Jahren war ich unzählige Male auf Sizilien und mit jedem Besuch wuchs die innere Verbundenheit – und die Sehnsucht nach der Insel, wenn man im trüben Grau der helvetischen Zivilisation lebt. Neben allen Mängeln und Wiedersprüchen, neben allen Bergen von Müll am Strassenrand, neben allen kuriosen Gesetzen und des nicht funktionierenden Systems, hat es mir der Liebreiz der Insel angetan.
Sizilien, das Tor zu Europa. Über die Jahrhunderte kamen Heerscharen von Erobern auf die schöne Insel. Sarazenen, Araber, Griechen, Phönizier – sie alle haben ihre Spuren hinterlassen. Eindrücklich merkt man das noch an den Gerichten, die Einflüsse aus verschiedenen kulinarischen Regionen haben. Und ja gerade die Kulinarik ist etwas, dass es mir besonders angetan hat. Es ist keine klassische, «italienische» Küche oder was wir uns Nordländer eben darunter vorstellen. Nein, die Sizilianerinnen und Sizilianer haben gelernt mit dem zu kochen, was ihnen das Land gibt. Es ist keine reiche Gegend, im Gegenteil. Fruchtbar ist sie besonders um den Ätna herum, aber da auch immer mit der Angst im Nacken. Der Vulkan gibt und der Vulkan nimmt. Doch die Gerichte, die sie kreieren, lassen die Gourmetküche in meinen Augen weit hinter sich. Wilder Fenchel und Spargel, Pistazien, Pinienkerne, Semmelbrösel als Ersatz für Käse, frischer Ricotta, Artischocken, herrliche Tomaten und Melanzane (Auberginen)…daraus lassen sich fantastische Mahlzeiten bereiten. Und das Olivenöl ist ein Gedicht. Wenn man in einem kleinen Bergdorf eine Bäckerei aufsucht, riecht es noch richtig nach Brot aus Handwerkskunst. Kein Vergleich zu den industriell hergestellten Rohlingen, welche hier in den Supermärkten aufgebacken werden und den damit verbundenen synthetisch hergestellten Duftstoffen, die uns zum Kauf animieren. Überhaupt: Brot, Olivenöl und Tomaten. Was braucht man mehr, um glücklich zu sein?
Gerüche, Farben und Geschmäcker – wenn man im Frühjahr im Flughafen Catania den sizilianischen Boden betritt, erwartet einem der Duft von Orangen- und Mandelbäumen. Wenn man zu der Zeit die Hügel des Mont Iblei-Gebirge hochfährt, mutet einem die Landschaft fast etwas schottisch an. Grün, saftige Hügel mit Farben in allen Varianten, solche habe ich sonst nur in Schottland gesehen. Doch natürlich weicht das satte grün einem tristen, ausgezerrten braun, wenn die Sonne gegen den Sommer hin erbarmungslos vom Himmel brennt. Doch wehe, wenn ein Gewitter droht, innert sekundenschnelle werden die Strassen zu reissenden Flüssen, ein Durchkommen ist unmöglich. Sizilien, die Insel der Gegensätze.
Die Landschaft ist an Liebreiz kaum zu überbieten. Von weit her sieht man den dominierenden Ätna, je nachdem wo man sich befindet. Es hat Täler mit wundervollen Flussbetten, das Meer ist ein Traum und der «touristisch» schönste Ort ist natürlich Taormina, das hoch oben auf dem Hügel thront mit seinen pittoresken Gassen und dem überwältigenden Blick auf das Meer und seinem antiken Theater. «Schöner kann die Welt nicht sein», denkt man sich, wenn man auf der Piazza IX Aprile sitzt und einen völlig überteuerten Aperitivo geniesst.
Überhaupt begegnet einem Geschichte an jeder Ecke. Nicht immer so beeindruckend, wie beispielsweise in Rom, wo sich antike Gebäude vor einem erheben, wenn man nur in eine neue Strasse einbiegt. Natürlich gibt es solche Orte, wie in Agrigento, Siracusa oder Taormina. Aber auch weniger protzige Sachen wie die Nekropolen von Pantallica, Noto Antica oder den Museumsort Buscemi, der eindrücklich zeigt, wie man in Sizilien noch vor wenigen Jahrzehnten gelebt hat. Für mich als geschichtsinteressierte Person ein Paradies.
Doch einen Ort habe ich besonders ins Herzen geschlossen: die Stadt Siracusa mit ihrem historischen Ortsteil Ortigia. Wenn ich an die Gassen denke, an die Piazza Duomo, die Wellen, die an die Stadtmauern schlagen, die Aussicht, die wunderbaren Restaurants, den kleinen Laden «FishHouseArt», deren Keramikfische meine Wände hier ziehen, dann wächst in mir die Sehnsucht. Ich weine, wenn ich in Ortigia eintreffe und noch viel mehr, wenn ich es verlassen muss. «Irgendwann möchte ich mal in Ortigia leben», habe ich zu meinem Ex-Mann immer wieder gesagt.»
Ich hoffe, ihr spürt meine Liebe zu Sizilien durch diesen Text auch ein bisschen und das es mir gelingt, denn Zauber der Insel nach Turbenthal zu holen.
Und darum ist heute die RetroBeachBag «Concetta» als Goodie in den Topf gewandert. Der Name ist übrigens meiner ehemaligen Schwiegermutter gewidmet. Einer sehr bewundernswerten Frau. Und es hat noch ein weiteres neues Goodie. Findet ihr es?
Morgen Nachmittag habe ich einen wichtigen Termin. Wenn alles so klappt, wie ich es mir erhoffe, werde ich euch hoffentlich wieder etwas zu erzählen haben.
Herzlich,
Monika
Mehr zu meinem Buchprojekt unter:
www.monikadibenedetto.ch